Immer am ersten Sonntag im Mai findet der traditionelle Musegger Umgang statt, welcher von den Pfarreien St. Karl und St. Leodegar im Hof zusammen mit den Quartiervereinen Hochwacht und Luegisland veranstaltet wird. Er beginnt mit einer Eucharistiefeier vor der Museggkappelle (Schirmerstrasse, ob Schirmertor) und findet seine Fortsetzung im anschliessenden Apéro.
Bei schlechter Witterung findet die Messfeier auf dem Bauernhof, Diebold-Schilling-Strasse 13 statt.
Geschichtlicher Hintergrund des Musegger Umgangs
Zum erstem Mal urkundlich fassbar wird die Prozession in einem undatierten Ratsbeschluss, der vermutlich aus dem 14. Jh. stammt. Das Ereignis fand jeweils im März statt, was folgende Interpretation als wahrscheinlich erscheinen lässt. Demnach sei einst an diesem Märzentag die Stadt von grossem Feuer heimgesucht worden und der Stadtumgang sei eigentlich ein Bittgang zum Schutz vor Feuersbrünsten und Kriegsgefahr. Der grosse Stadtbrand des Jahres 1340 wird deshalb von einigen Geschichtsschreibern als Beginn und Grund der kirchlichen Prozession angesehen.
Nach der Fertigstellung der Museggmauer im Jahr 1408 hat der Weg um die Stadt eine beträchtliche Verlängerung erfahren. Ausgangs- und Endpunkt des Ganges war die Hofkirche. Von hier aus benutzten die weltlichen Teilnehmer bis zum Abbruch der Hofbrücke (1833-55) die Hof- und Kapellbrücke, seit 1873 die Seebrücke bis zum Freienhof. Der Klerus, die Schüler, Singer, Musikanten und die Heiligtümer wurden vom Hof mit Nauen zur Schiffshütte beim Freienhof geführt. Dann schritt der Zug der alten Stadtmauer (Hirschengraben) entlang zur Sentivorstadt, wo die Reuss ein zweites Mal überquert werden musste, was mittels eines vorübergehend installierten Steges oder einer Schiffsbrücke geschah. Ab und zu soll die Prozession auch über die Spreuerbrücke ans andere Ufer geleitet worden sein. Hier führte eine Stiege unterhalb des Nölliturms zur Brüggligasse hinauf, dann stiegen die Betenden auf schmalem Pfad auf die Musegghöhe, wo ein Pilgergottesdienst im Freien stattfand (seit anfangs des 18. Jhs. bei der eigens dafür errichteten Museggkapelle), worauf sie sich auf dem Weg ausserhalb der Museggmauern weiterbewegten, und schliesslich am grossen Heiland beim Weggistor vorbei wiederum zur Hofkirche zu gelangten.
Eine Sonderheit des Musegger Umgangs war die Verpflegung des Klerus sowie der Armen und Aussätzigen mit Fisch aus stadteigenen Weihern und Wein.
Im 18. Jh. zog der Musegger Umgang jeweils Tausende von Pilger an.
Quelle: Annegret Diethelm und Attilio D' Andrea, BULLETIN IVS 92/1